Dork Tower Sammelband 1 und 2
Matt hat ein Rendezvouz. Seine Hobbies sind avantgardistische Animes, spekulative Belletristik, er ist bei Abenteuerspielen auf dem Laufenden, investiert in Trophäen der Popkultur und liest grafische Erzählungen. Kurz: Pubertäre Zeichentrickmädchen mit großen Augen, Fantasy-Rollenspiele, Raumschiff Enterprise, He Man-Actionfiguren und Superheldencomics. Das Rendezvouz ist gelaufen, die junge Dame zieht sich zurück, denn sie weiß: Fanboys und Nerds sind Menschen, die jegliche Bodenhaftung zur realen Welt verloren haben. Ihre Hobbies dienen als Ersatzbefriedigung zum wirklichen Leben. Sie sind geistig und seelisch verarmte, unbefriedigte Typen und völlig uninteressante Träumer.
Dass ein Comic über diesen Typ Zeitgenossen trotzdem interessant sein kann, beweist John Kovalic mit Dork Tower, von der nun bereits zwei Sammelbände erschienen sind.
Matt, Igor, Ken und die Bisamratte Carson sind die Protagonisten der Serie, die ihr Leben ganz dem Rollenspiel, Star Wars, Star Trek, Comics und Trading Cards verschrieben haben. Kovakic versteht es aber, seinen Charakteren über die einseitigen Klischees von Fanboys hinweg ein durchaus vieldimensionales Leben einzuhauchen. So sehr Dork Tower eine Funny-Serie ist, schafft es der Künstler, sie lebensnah und realistisch erscheinen zu lassen. Dork Tower ist ein Lehrstück in Sachen Toleranz. Einerseits kämpfen die Haupfiguren um Anerkennung ihrer exzessiv betriebenen Hobbies und beklagen sich über das mangelnde Verständnis ihrer Umwelt. Und so sehr sie sich auch bemühen, Vorurteile auszuräumen, um so mehr bestätigen sie diese durch ihr irrationales, fanatisches Verhalten. In dem Maße, in dem Sie den Mangel an Toleranz ihrer Umwelt beklagen, sind sie auch selbst intolerant gegenüber Außenstehenden. Doch dabei schimmert immer wieder ein gehöriges Maß an Selbstreflexion durch. Besonders deutlich wird das in den Episoden, in denen sich Matt in die Gruft-Frau Gilly verliebt. Die Liebe beruht durchaus auf Gegenseitigkeit, Vorurteile und Aversionen erschweren aber ein Näherkommen.
John Kovalic ist ein sehr guter Zeichner und Erzähler. Er besticht durch seinen einfachen, aber eigenständigen Strich und seine strukturierte Erzählweise. Seine Serie ist auch nicht-Rollenspielern verständlich.
Dork Tower erschien erstmals 1996 in der Zeitschrift Shadis und seit 1998 auch als Heftserie in Kovalics Selbstverlag Dork Storm Press. Der 1962 geborene Künstler, der sich selbst einmal als Fanboy bezeichnete, und als Vorbild Charles Schulz nennt, wuchs in den USA und Großbritannien auf. Vor Dork Tower schuf er schon während seines Studiums die Serie "Wild Life", von der er auch den Sammelband "Wild Life: The Cardinal Collection" selbst verlegte. Neben seiner Arbeit als Comiczeichner arbeitet er auch an Spielen. (fk)
Dork Tower Sammelband 1 und 2
Die Welt der Dummheit
Im Schatten der Dummheit
Text und Zeichnungen: John Kovalic
Übersetzung: Oliver Hoffmann
Verlag Feder und Schwert, Mannheim, 2001
160 bzw. 152 Seiten, sw, 29,95 DM (Band 1), 30,02 DM (Band 2)
(Rezension aus Xoomic Nr. 0/November 2001)
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