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Comic-Zeichner in Deutschland:
Eine kaum existente Berufsgruppe

Der frankobelgische Raum erscheint aus deutscher Sicht als ein Paradies in Sachen Comics. Grund hierfür ist eine jahrzehntelange Tradition, in der vor allem einheimische Zeichner und Texter gefördert wurden und werden. In Frankreich gibt es Comic-Schulen, echte Nachwuchsförderung und die Chance, mit grafischen Erzählungen seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Genauso traditionell ist hierzulande das Fehlen solch gefestigter Strukturen. Nur ausnahmsweise schaffen es deutsche Comic-Zeichner, nennenswert Geld mit ihren Werken zu verdienen. Ein Grund ist sicherlich die Tatsache, dass Comics nach dem zweiten Weltkrieg eine miserable Stellung in der Medien- und Kulturlandschaft hatten. Sie wurden bekämpft, Comic-Verbrennungen, bei denen "gefährdete" Jugendliche ihre Hefte gegen ein "gutes Buch" eintauschen konnten, erinnern im Nachhinein verheerend an die Bücher-Verbrennungen des dritten Reichs.

In einer solchen Situation konnten sich Comics hierzulande - eine sich selbst erfüllende Prophezeiung - nicht entwickeln. Wenn selbst produziert wurde, so meist auf niedrigstem Niveau und möglichst billig. Lediglich Kauka schulte, wenn auch letztlich nicht nachhaltig, konsequent eigene Zeichner.

Dass die heute von einem kleinen Kreis nostalgisch orientierter Sammler verehrten Piccolo-Hefte und -Großbände etwa des Lehning-Verlags in den 50er- und 60er-Jahren eine Vielzahl von Kunden fanden, liegt wohl eher daran, dass bei den Jugendlichen dieser Zeit ein erheblicher Nachholbedarf nach leichter Lektüre bestand - dem tristen Alltag entfliehen und sich mit stereotypen Helden identifizieren.

Der zunehmende Wohlstand in vielen westlichen Ländern aber führte dazu, dass diese Art Produkte spätestens Ende der 60er-Jahre ihren Zenit überschritten hatte. Die meisten deutschen Verlage nutzten zudem die Möglichkeit, ausländische Lizenzen zu kaufen. Das war ebenfalls billig. Wichtiger jedoch war, dass sich deren Qualität kontinuierlich steigerte, während die wenigen deutschen Comic-Zeichner dieser Zeit auf ihrem Niveau verharrten. Und das ist logisch. Den Zwängen der Produktion unterliegend, musste beispielsweise Hans-Rudi Wäscher zeitweise wöchentlich zwei bis drei Comic-Hefte produzieren. Letztlich gab und gibt es das Berufsbild "Comic-Zeichner" in Deutschland nicht. Wäscher etwa muss eher als hocheffizienter Gebrauchsgrafiker und "Lohnknecht" gesehen werden. Was er lieferte, war seinem Verleger letztlich egal. Hauptsache billig und gut verkäuflich.

Diese Strukturen führten jedoch dazu, dass spätestens seit Anfang der 70er-Jahre fast ausschließlich ausländische Lizenzprodukte in Deutschland gedruckt wurden. Oder eben speziell im Ausland für den deutschen Markt produzierte Comics. Denn selbst wenn die Verlage deutsche Comic-Zeichner hätten beschäftigen wollen: diese waren kaum auffindbar - woher auch.

Ein starker Wandel schien sich seit Anfang oder Mitte der 80er-Jahre durchzusetzen. Der Trend, nach französischem Vorbild hochwertige Comic-Alben über den Fachbuchhandel zu vertreiben, schien angesichts des Pillenknicks für viele Verlage ein geeignetes Mittel zu sein, weiterhin Geld mit dem Medium zu verdienen. Bei deutschen Zeichnern - die meist ihr Geld mit ganz gewöhnlichen Aufträgen als Grafiker verdienten und immer noch verdienen - keimte Hoffnung. Diese sollte letztlich trügerisch sein. Denn obwohl die Verlage zunehmend auch deutschen Zeichnern Veröffentlichungsmöglichkeiten boten, war der Markt zu klein und das Angebot an Alben zu groß, als dass sich das Berufsbild "hauptberuflicher Comic-Zeichner" hätte durchsetzen können. Bei Auflagen von meist nur wenigen 1.000 Stück - wenn überhaupt - ist es schlicht unmöglich, genug Geld mit dem Medium zu verdienen. Comic-Zeichner in Deutschland sind, von wenigen Ausnahmen abgesehen, Hobby- und Feierabend-Zeichner mit bisweilen professionellem Niveau.

Eine Ausnahme sind freilich humoristische Comics, wie sie etwa Brösel, Ralf König oder Walter Moers liefern. Diese drei genannten haben außerdem eine augenfällige Gemeinsamkeit. Sie begannen ihre Karriere nicht auf dem klassischen Wege nach französischem Vorbild. Sprich: Erst bei Kleinverlagen und in kleineren Comic-Magazinen oder Fanzines veröffentlichen, später für einen größeren Verlag Alben produzieren. Diese drei kamen aus Nischen, veröffentlichten in Stadtmagazinen, bei nicht auf Comics spezialisierten Verlagen oder gründeten ohne große Kontakte zur so genannten Szene eigene Verlage.

Deren Erfolg zeigt einige Aspekte auf, die von denjenigen, die sich eine Comic-Kultur nach französischem Vorbild wünschen, sicher mit Argwohn betrachtet wird. Erstens: Nur mit humoristischen Comics, die auch Menschen ansprechen, die kaum etwas mit dem Medium zu tun haben, lassen sich hierzulande größere Stückzahlen absetzen. Zweitens: Die Etablierung hochwertiger, ernste Autorencomics, mithin die Übertragung französischer Verhältnisse auf Deutschland, ist gescheitert. Die Verkäufe verharren auf einem Niveau, das es den Verlagen ermöglicht, weiter zu machen, doch zu wenig übrig lassen, um hauptberuflichen Comic-Zeichnern ein Auskommen zu bieten. Mag sein, dass sich der Albenabsatz verdoppeln oder verdreifachen ließe. Doch auch, wenn sich 6.000 statt 2.000 Exemplare eines Albums verkaufen lassen: Bei aufwändigen Produktionen ist das für den Künstler immer noch zu wenig, um gut davon leben zu können. Eine Albenkultur a la Frankreich wird es deshalb in Deutschland nie geben. Schon gar nicht mit deutschen Comiczeichnern, die jährlich ein bis zwei Alben produzieren.

Die Aussichten sind dennoch in Teilen gut. Als Event- oder Merchandising-Artikel haben sich Comics durchaus einen festen Platz in Deutschland erobert. Verlage, die flexibel auf neue Trends reagieren, können auch mit einheimischen Zeichnern gutes Geld verdienen. Und die Humorschiene ist - richtig vermarktet, ein großer Markt. Es mag deprimierend klingen: Wer in Deutschland als Comic-Zeichner sein Geld verdienen will, darf nicht auf die Bedürfnisse der Szene hören. Bloß keine anspruchsvollen, ernsten Comicalben produzieren! Comics werden sehr wohl wahr genommen. Als witzige One-Pager in Zeitungen und Zeitschriften, als Bücher, die gerne auf Studenten-Partys gelesen oder zum Geburtstag verschenkt werden - an Menschen, die Comics "normal" finden, ihnen aber keine große Bedeutung beimessen. (fk)



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