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Zehn Gebote Nummer 4: Bei Gott dem Allmächtigen

Mostar 1937: Eine Gruppe junger Leute trifft sich zum Picknick. Ihre politischen Ideale und ihr ethnischer Hintergrund trennt sie, aber dennoch versteht man sich. Der katholische Davor liebt die schöne Milena, die aber Safet, einen anderen aus der Freundesrunde, vorzieht. Davors Schwester ist mit Vilko, dem kroatischen Nationalisten zusammen. Schnitt. Rom 1946: Die Wege der alten Freunde kreuzen sich, aber die Schrecknisse des Krieges haben Wunden geschlagen, die nicht heilen wollen. Davor ist Priester geworden und arbeitet im kroatischen Kolleg, sein Schwager Vilko wird des Mordes an Safet bezichtigt. Milena als Racheengel in Titos Uniform hat sich geschworen, den Mord an ihrem Mann Safet während des Krieges zu rächen. Entlang der "Rattenlinie", die schon vielen Nazis und ihren Freunden dank der Unterstützung des Vatikans zur Flucht nach Südamerika verholfen hat, soll auch Vilko nach Argentinien geschmuggelt werden. Als Milena auftaucht und die Auslieferung Vilkos fordert, ist Davor zerrissen zwischen Loyalität zu seinem Schwager und seiner Religion einerseits, und der Linie zu Milena und den Geboten seines Herrgotts andererseits. Dieser Konflikt endet tödlich.

Frank Giroud hebt mit dem vierten Band seines Dekalogs zu bemerkenswerten Höhenflügen an, was die Qualität des Szenarios angeht. Auf den 54 Seiten des Albums konstruiert er eine abgeschlossene, leidenschaftliche und spannende Geschichte vor authentischem historischen Hintergrund. Man glaubt den Figuren ihr Handeln, ihr Charakter erschließt sich ohne große Erklärungen, nie wird die Story langweilig oder banal, kein Ärgern über unglaubwürdige Konstrukte trübt das Lesevergnügen. Zur äußeren Spannung einer temporeichen Handlung gesellen sich die subtilen, aber unübersehbaren Konflikte, die Girouds Helden im Inneren umtreiben, ohne dass sie aufdringlich visualisiert werden müssen. Das geheimnisvolle Buch "Nahik" über die zehn muslimischen Gebote, das die Reihe der Serie zusammenhält, bleibt diesmal erfreulich im Hintergrund - der Band 4 hätte getrost darauf verzichten können.

Auch die grafische Umsetzung des Albums überzeugt. TBC, bürgerlich Tomas Lavric, legt nach einem Band über Bosnien erst sein zweites Werk in Frankreich vor, aber sein Strich weiß schon jetzt zu beeindrucken. Klare Linien prägen das Werk, ohne dass es in die Ligne Claire fällt, die Landschaften und Dekors erfassen den visuellen Wesenskern des Dargestellten, ohne sich hervorzudrängen. Filmisch geprägt in den Perspektiven, dynamisch in den Bewegungen, es passt, so wie die Farben, die den Spätwinter des römischen Februars atmen lassen, als wär man dort. Im Mittelpunkt der Grafik aber stehen die Gesichter: Von Krieg und Leid gezeichnete scharfkantige Profile, mit Linien, von Sehnsucht und Hass gegraben, daneben brutale Visagen mit Lust am Quälen. TBC forscht in die Figuren und bringt ihren Wesenszug aufs Papier, ohne je Karikaturen oder Pappkameraden zu zeichnen. Kantig und hart sind seine Gesichter, aber das passt schließlich zum Inhalt der Geschichte.

TBC könnte nach Enki Bilal der nächste große europäische Zeichner aus Ex-Jugoslawien werden. Die Reihe der "Zehn Gebote" aber erweist sich nach und nach als echtes Prachtstück, eine seltsame Idee, deren Umsetzung bislang und immer mehr überzeugt. (jd)

10 Gebote 4: Bei Gott dem Allmächtigen
Zeichnungen: TBC
Text: Frank Giroud
C
omicplus+, Hamburg, 2002
56 Seiten, Farbe, SC, 12 Euro

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