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© Tundra Publishing Ltd. 1991 (Cages) und DC Comics/Vertigo 1994

Neil Gaiman und Dave McKean

Dieses Werk ist Fiktion. Alle Charaktere, Gottheiten, Demiurgen und Eulen sind fiktive Kreaturen. Die Zukunft wird allerdings eines Tages stattfinden."

(Neil Gaiman im Klappentext zur Originalausgabe der Nummer 4 der Books of Magic)

Daß dieses Portrait zwei Autoren zusammen abhandelt, ist kein Zufall, denn obwohl Neil Gaiman (*1960) und Dave McKean (*1963) beide sehr erfolgreich eigene künstlerische Wege gegangen sind, sind sie doch in den Augen Ihrer Leser durch die enorme Anzahl von Zusammenarbeiten über den gesamten Zeitraum ihrer Karriere untrennbar miteinander verbunden.

Organische Zusammenarbeit
Wie der kurze biografische Teil, v.a. aber die Checklist zeigt, haben Gaiman und McKean über ihre gesamte Karrierre hinweg von Violent Cases bis zu The Day I swapped my Dad... immer wieder an Hauptwerken zusammengearbeitet. So ist - um nur ein Beispiel zu nennen - der Erfolg von McKean nicht zuletzt auf den Bekannheitsgrad der Serie Sandman, für die er Cover und Design kreierte, zurückzuführen; Sandman (und damit Gaiman) wäre allerdings auch nicht das Popkultur-Phänomen, das die Geschichte heute ist, wenn McKean den Heften und Büchern nicht seinen unverwechselbaren Stempel (Cover und Design) aufgedrückt hätte.

Gaimans Anfänge in der literarischen Zunft deuteten noch nicht darauf hin, daß er eines Tages zuerst zu den profiliertesten Autoren des Comicbusiness und dann auch zu den renommierten Autoren der fantastischen Literatur gehören würde. Anfang der Siebziger Jahre arbeitete er mehr oder weniger erfolgreich als Freelancer, als Interviewer, Reviewer und Kritiker für englische Magazine wie Time Out oder Village Voice. Schon eher als Zeichen für seine zukünftige Richtung zu deuten ist, daß er einer der wenigen Journalisten war, die zu dieser Zeit versuchten, ernsthaft über Comics zu berichten (aus seiner Feder flossen unter anderem die ersten Kritiken zu Watchmen oder The Dark Knight Returns in England überhaupt). Daß sein Hauptaugenmerk bei diesen Kritiken vor allem auf Comics aus Übersee lag, hatte seine Ursache vor allem in dem Interesse, das er als Kind (und auch noch als Erwachsener) an den amerikanischen Werken hatte. Damit läßt sich vielleicht auch seine anhaltende Begeisterung für die alten Mysterycharaktere erklären, die ihre Hoch-Zeit zum Großteil in Gaimans Kindheit hatten, und die außer Gaiman heute oft keiner mehr zu kennen scheint. So sind z.B. viele Charaktere im Sandman keine Eigenkreationen, sondern Neuinterpretationen von uralten Figuren (dazu gehört der Bibliothekar Lucien in Sandman). Außerdem schrieb er - noch vor seiner ersten Comicarbeit - einen Guide für Adam’s Serie The Hitchhikers Guide to the Galaxy.

Erste Erfolge
Noch während er für Titan Books zusammen mit Dave McKean an ihrem ersten Comic Violent Cases arbeitete, der mittlerweile in Nachdrucken vorliegt, erfuhren die beiden jungen Künstler, daß Karen Berger und Dick Giordano von DC Comics auf Talentsuche in England waren. Sie erhielten eine Audienz und immerhin genügend Aufmerksamkeit, daß sie zwar keinen Auftrag für eine bekannte, aber immerhin für eine total unbekannte Comicfigur erhielten (nicht einmal Berger, immerhin die Präsidentin von DC, hatte je von ihr gehört) . Diese hatte Gaiman selber, mehr aus Zufall als absichtlich, auf seine Wunschliste gesetz: Es war Black Orchid und die geringe Bekanntheit dieser „Heldin“ war eher ein Glücksgriff als ein unglücklicher Umstand. Konnte der junge Autor dem amerikanischen Publikum doch seine Eigenständigkeit zeigen und daß es nicht nötig war, einen etablierten Charakter mit einer allzubekannten Hintergrundgeschichte aus dem Sammelsurium der Superhelden scripten zu dürfen, um sich einen Namen zu machen und Erfolg zu haben. Zusammen mit der Aufmerksamkeit, die britischen Autoren - - vor allem Alan Moore - zu jener Zeit erstmals gewidmet wurden, legte Gaiman mit dieser und anderen frühen Arbeiten damit auch den Grundstein für eine höhere Meßleiste im Bezug auf den Anspruch von Comics. Damit ebnete er den Weg für Kreative wie Grant Morrison (Animal Man, Invisibles, JLA), Warren Ellis (Transmetropolitan, Stromwatch, Planetary) oder Jamie Delano (Hellblazer, World without End). Dieses frühe Werk definierte auch die fast organische Zusammenarbeit zwischen Gaiman und McKean. Obwohl einer der beiden ausschließlich für das Skript und die Dialoge, der andere für die grafische Umsetzung zuständig war, blieben sie bei diesem Werk - und allen Folgearbeiten - in sehr engem Kontakt und reichten zum Beispiel zu Kritikzwecken Seiten hin und her.

Probleme und die Folgen: Sandman
Doch erst einmal brach eine kurze Periode der Probleme an: DC legte Black Orchid auf Eis, weil keiner die Hauptfigur (noch dazu eine Frau) geschweige denn die beiden Autoren kannte. Um das Projekt später fortsetzen zu können, bot man McKean Grant Morissons Batman - Arkham Asylum an (auch hier gab es einige Probleme, die mit der Prämisse des Verlages zusammenhingen, daß gewisse Dinge über die Psyche iher Figuren unausgesprochen bleiben mussten). Gaiman sollte, nachdem man ihm wieder nicht erlaubt hatte, bekanntere DC-Figuren zu schreiben, eine recht bizarre Kreation von Jack Kirby übernehmen, den Sandman (er arbeitete die Originalfigur schließlich im Zyklus Doll’s House als Fake-Sandman ein). Um es kurz zu machen: Er schrieb die ersten acht Nummern am Stück und bekam grünes Licht. Die ersten Ausgaben waren zwar ein kleiner Erfolg bei der Kritik, verkauften sich aber nicht besonders. Man beschloß also, den Sandman bis zu Nummer 12 zu testen und dann einzustellen. Mit der Nummer 8, in der das erste Mal Morpheus’ Schwester Death auftauchte, die sich als mehr als populär erwies (es folgten immernhin zwei eigene Death-Storys und mehrere Kurzgeschichten mit ihr als Hauptfigur) änderte sich dann allerdings alles. Der Rest - wie man so schön sagt - ist Geschichte und in unzähligen Interviews, Kritiken und Vorworten nachzulesen.

Eine der brillianten Errungenschaften, die Gaiman mit dem Sandman erreicht hat, ist eine in der Comicgeschichte in dieser Form selten dagewesene Vielschichtigkeit. Unverdrossen plündert Gaiman das alte DC-Universum, unzählige Mythologien, Pandämonien und Götterwelten, die Historie und wohl auch das eine oder andere psychologische Standardwerk. Das Schöne ist, das die Geschichte auch mit Vergnügen lesbar ist, wenn man keine der alten Comicfiguren kennt. Ebenso braucht man keine Lexika und Geschichtswerke, aber der Lesespaß erhöht sich natürlich mit steigendem Hintergrundwissen. Anzumerken bleibt noch, daß der Sandman neben Moore’s Swampthing dafür verantwortlich ist, daß Vertigo, DC’s Unterverlag für Comics mit erwachsenen Themen, gegründet wurde, welcher heute ein Forum für neue Talente und Geschichten ist (z.B. Ennis’ Preacher). Der Sandman ist auch die einzige Figur, bei der einer der großen alten Verlage (DC, Marvel) jemals zugestimmt hat, daß die Serie vom Autor zu Ende geführt und nicht einem anderen Autor übergeben wurde (DC hält alle Rechte auf den Sandman, da dieser eben noch nicht unter dem Vertigo-imprint veröffentlicht wurde, wo sich Verlag und Erfinder die Rechte teilen). Das heißt im wesentlichen auch, daß außer Gaiman niemand seine Haupteigenkreationen (Morpheus, Death, Desire, Despair, Delirium, Destruction - Destiny ist eine alte DC-Figur) verwenden darf. Die Nebenfiguren leben aber in neuen Serien weiter (Dreaming, the Sandman presents).

Medien-Crossover
Heute reicht Gaimans literarisches Spektrum über etliche Medien hinweg: Romane und Kurzgeschichten, Filmskripte, ein Kinderbuch, eine Fernsehserie und demnächst möglicherweise auch ein Film gehören zu seinem Repertoire. Ein neuer Roman mit dem Titel American Gods ist gerade in den Staaten und in Großbritannien erschienen.

Nach dem Abschluß des Sandman, der immerhin 75 Nummern sowie etliche Spezialausgaben umfasst, ist es im Bezug auf Comics um Gaiman allerdings so ruhig geworden, daß die Verlage dem hungrigen Publikum mehr oder weniger wiederaufbereitetes Material anbieten mußten. Diese Publikationen besitzen dennoch einen enormen Neuigkeitswert , da sie entweder noch unveröffentlichte oder lange vergriffene Ausgaben beinhalten. Die spektakulärste dieser Veröffentlichungen stellt das Büchlein Green Lantern/Superman – Legends of the Green Flame dar, das ursprünglich in den letzten Ausgaben des Magazins Action Comics Weekly (einem Forum für alte und neue DC-Charaktere) erscheinen sollte. Aus Gründen der DC-Universums-Kontinuität, sicher aber auch aufgrund des Inhalts der Story, in der Superman zur Hölle fährt, führte dies aber zu einer weiteren Ablehnung. Im Jahr 2000 wurde die Geschichte dann von verschiedenen Zeichner aber doch umgesetzt und als eigenständiges gebundenes Heft auf den Markt gebracht.

McKean
Ob es wirklich ein großer Verlust ist, daß sich Dave McKean nicht für die Musik entschieden hat, kann man nicht wissen. Aber ein ungewöhnlicher Künstler wäre verloren gegangen, soviel muß man nach über zehn Jahren grafischer Arbeit neidlos zugeben.

Auch nur den Versuch zu unternehmen, eine Liste mit allen (und sei es nur den lieferbaren) McKean-Arbeiten zu erstellen, wäre von Anfang an zum Scheitern verurteilt, denn McKean publiziert laufend in mehr Medien, als hier aufgezählen werden kann. Deswegen ist die McKean-Checkliste vor allem auf lieferbare Buchtitel beschränkt.

McKeans Comicstil ist schwer zu definieren, beziehungsweise auf einen Nenner zu bringen. Je nach Thema hat er sehr reduzierte Schwarz-Weiß-Zeichnungen, nur leicht kolorierte Seiten, "schwere Farbschinken", Photografien, Collagen und Anderes produziert. Wenn es überhaupt einen typischen Stil gibt, so ist dies vielleicht derjenige, den McKean oft für Cover und Illustrationen verwendet: Eine gute Mischung aus den vorgenannten Elementen, die er er auch nicht selten mit dem Computer erstellt. Denn McKean scheut sich keineswegs vor neuen Medien (er hat Websites gestaltet und arbeitete lange Zeit an einem CD-Rom-Projekt für Mr. Punch). Da er aber kaum je nur mit dem Computer arbeitet, wirken seine Werke nie so kalt, wie reine Computergrafik heute oft noch aussieht.

Seine, neben Comicwerken wie Arkham Asylum, Black Orchid oder Mr. Punch einem größeren Publikum zugängliche Arbeit ist allerdings auch bei McKean der Sandman. Für den übernahm er nicht nur die Gestaltung der Cover sondern auch das komplette Innen- und Jacketdesign der sehr erfolgreichen Nachdrucke der Serie in Form von Comicalben und Harcoverausgaben. Durch diese neuartige Durchgängigkeit erhielt die Serie einen enormen Wiedererkennungswert. Die Frontstücke für die laufende Serie dienten ihm vor allem als Experimentierfeld für alle möglichen Arten von Designs und gewährleisten bis heute die Kenntlichmachung der einzelnen Zyklen der Serie, da der Künstler für jedes neue Kapitel des Sandman eine eigene Bildsprache entwickelte. Die hob sich oft nicht nur radikal von den jeweils vorherigen Design , sondern auch von den bis dato gängigen Vorgaben für amerikanischen Comicbooks.

Cover als Ausdruck einer neuen Ära amerikanischer Comics
Es mag heute unglaubwürdig klingen, aber Gaiman und McKean waren die ersten Autoren, denen es unter großen Schwierigkeiten gelang, bei einem der großen Verlage durchzusetzen, daß die Hauptfigur der Serie nicht auf jedem Cover erschien und daß das Sandman-Logo sich immer an der gleichen Stelle in gleicher Größe und Farbe befand. Wenn man heute die brillianten Cover von Warren Ellis‘ und John Cassadays Serie Planetary betrachtet, bei denen sich jedes von dem vorherigen vollkommen unterscheidet, weiß man, was man dem Sandman-Designer zu verdanken hat. Die interessanten Hintergründe über die Entstehung und Bedeutung der einzelnen Cover kann man übrigens in dem von Vertigo veröffentlichtem Buch Dust Covers nachlesen, daß auch mit Kommentaren der beiden Autoren sowie einer Vilezahl von unveröffentlichten Arbeiten Mc Keans vesehen ist. McKean gesteht auch, daß er Kameras und Kopiergeräte zu Zwecken mißbraucht hat, für die sie niemals geschaffen wurden. Für Vertigo entstanden etliche Arbeiten (s. Checklist), darunter auch ein komplettes Tarot zusammen mit der Autorin Rachel Pollack, Trading Cards, Cover, Poster. Er illustrierte die amerikanische Luxusausgabe von Kings Roman Dark Tower IV und Werke des Briten Iain Sinclair.

Seit einigen Jahren laufen eigene und Auftragsarbeiten meistens über McKeans eigenes Studio (Hourglass). Zusammen mit einer amerikanischen Galerie (Allen Spiegel Fine Arts) hat er dort auch mehrere eigene Artbooks produziert. Darüberhinaus ist McKean praktizierender Jazzmusiker. Der Einfluß von Musik auf sein Werk ist besonders bei seiner Arbeit Cages spürbar. Nicht nur ist eine der Hauptfiguren Musiker und es wird (unter anderem) viel über Musiktheorie spekuliert (der Dialog zwischen zwei Musikern konkurrierender Stilrichtungen ist grandios). Auch die Zeichnungen lösen sich zeitweise in eine Art grafischen Musikfluß auf. Wer McKeans Musik selber hören möchte, sollte sich einmal die Gaiman-Lesung Warning - Contains Language zu Gemüte führen (die Zwischenstücke sind von McKean) oder versuchen, die vergriffene CD Adrift and Salient aufzutreiben, die er zusammen mit Jon J Muth aufgenommen hat. Wer übrigens eine gutsortierte CD-Abteilung seiner Wahl mal so richtig auf den Kopf stellt, wird auf etliche von McKean designte CDs treffen, darunter so verschiedene Arbeiten wie die neueren Front Line Assembly-Werke oder die CDs von Michael Nyman (Das Piano). Zu seinen Aktivitäten gesellte 1999 sich auch noch die Arbeit als Musikproduzent: Für seinen Freund, den Jazzsaxophonisten Iain Bellamy übernahm er seitdem - wieder zusammen mit der Galerie Allen Spiegel Fine Arts als Mitherausgeber- die Überwachung der Aufnahme von zwei Werken. (tr)

Eine umfangreiche, kommentierte Checkliste finden Sie hier



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