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Die allererste Ausgabe von RRAAH! © Sackmann/Hörndl

RRAAH!

In der Vergangenheit verschwanden Comicfachmaga-zine meist sang- und klanglos vom Markt. Nicht so RRAAH!. Schon knapp ein Jahr vor dessen Einstellung kündigten die Heraus-geber das baldige - planmäßige -Ende der Zeitschrift an.

Als RRAAH! im November 1987 erstmals erschien, war der Comic-Markt ein komplett anderer. Die Verlage publizierten überwiegend frankobelgische Autorencomics, von Manga, amerikanischen Graphic Novels und Superhelden keine, beziehungsweise nur am Kiosk eine Spur. 1987 gab es in Deutschland außerdem noch zahlreiche Comicfachmagazine, die sich meist fast dogmatisch an der 1981 eingegangenen Comixene orientierten. Comic-Forum, Stripspiegel, später Comic!/Icom-Info, Revolution Nr.9, (Comic-) Reddition und etliche andere buhlten um die Gunst einer in ihren Interessen weitgehend homogenen Leserschaft. Und die Sprechblase von Norbert Hethke versorgte Nostalgie-Sammler mit Informationen.

Dass mit RRAAH! dann ein weiteres Magazin erschien, mag angesichts der damals vorherrschenden Vielfalt kaum verwundern. RRAAH! unterschied sich jedoch von Anfang an stark von den Mitbewerbern. Die Zeitschrift war anfangs eindeutig als Marketing-Instrument und Verkaufshilfe für das Comicplus+-Verlagsprogramm ausgelegt. Allerdings enthielt RRAAH! anders als die kostenlosen Kataloge anderer Verlage auch Infos über Fremdpublikationen. Und das äußerst konsequent: Mit dem Comic-Countdown, der alle Neuerscheinungen der kommenden drei Monate kurz vorstellte, bot RRAAH! seinen Lesern ein echtes Schmankerl. Und den Händlern Anlass, das Heft als Verkaufshilfe zu ordern. Neben News aus der Comic-Szene und einigen weiteren kürzeren Beiträgen enthielt die Zeitschrift auch immer ein Künstlerportrait. Anders als die Konkurrenz druckte RRAAH! aber keine Rezensionen ab.

Sowohl Layout als auch der Inhalt von RRAAH! waren von Anfang an professionell. Das wundert kaum. Eckart Sackmann war bis 1985 Lektor beim Carlsen-Verlag und Mitentwickler der Werbe-Broschüren. Danach gründete er zusammen mit dem Grafiker Peter Hörndl den Verlag Comicplus+. RRAAH! wurde schnell immer umfangreicher - Sackmann packte offensichtlich der Ehrgeiz, mehr als nur ein Werbeheft mit redaktionellem Teil zu publizieren. RRAAH! entwickelte sich immer mehr zu einer Fachzeitschrift, die fundiert über viele Ausprägungen des Mediums berichtete. Allerdings nicht über alle. Denn der Verleger schrieb lange Zeit den Großteil der Beiträge selbst. Da dieser ein Liebhaber hochwertiger Autorencomics ist, wundert es deshalb nicht, dass die später marktbeherrschenden Mangas, Superhelden und "die blöden Simpsons" eher am Rande behandelt wurden. RRAAH! trug, mit einer längeren Unterbrechung, den Untertitel "Neues aus der Comic-Szene". 1987 war dieser Titel richtig, später wegen des veränderten Marktes nicht mehr. Neues aus einem Teil der Comic-Szene wäre wohl eher passend gewesen.

Und das ist durchaus als Kompliment gemeint. Denn dass Sackmann nicht jeden Hype mitmachte, kam der Qualität des Heftes zugute. Es wurde weiterentwickelt, ohne das ursprüngliche Konzept aufzugeben. Und dass die Leserschaft tatsächlich Fanboy-Geschreibsel über die Unterwäsche von Superhelden akzeptiert hätte, darf bezweifelt werden. Statt auf jeden Trend aufzuspringen, nur um die Auflage zu steigern, profilierte sich Sackmann als versierter Comic-Kenner, schrieb Bücher (zuletzt über die deutsche Comicfachpresse) und etablierte auch in RRAAH! neue Rubriken, etwa über die Frühgeschichte des Comic.

Eine weitere Steigerung erfuhr das Heft ab Nummer 52 - und gleichzeitig eine Konzept-Änderung. Denn das Herzstück der Zeitschrift, der Comic-Countdown, wurde ersatzlos gestrichen, statt dessen ein Rezensions-Teil eingeführt und der Umfang des Heftes reduziert. Vom zeitaufwändigen Zusammentragen aller Neuerscheinungen befreit, legte Sackmann daraufhin die wohl besten RRAAH!-Ausgaben vor. Dennoch: Das Ende war bereits absehbar. Weniger Seiten und der Wegfall des Comic-Countdowns muten rückblickend wie ein langsamer Rückzug an. Und der folgte im Februar 2001 mit der Ankündigung, RRAAH! werde mit Heft 57 im November 2001 eingestellt. Die frei gewordenen Kapazitäten nutzen Sackmann und Hörndl heute, um ihr Comicplus+-Albenprogramm, um das es in den Jahren zuvor recht still geworden war, stark auszuweiten.

RRAAH! war eine der wenigen Fachzeitschriften, die über einen so langen Zeitraum (fast immer) pünktlich erschien. (fk)



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