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Die frühen AUsgaben der Sprechblase hatten ein etwas altbackenes Styling.
© Hethke

Die Sprechblase

Bereits Mitte der 70er- Jahre begann Norbert Hethke damit, seine Comic-Verkaufs-Liste Comic Börse mit redaktionellen Beiträgen anzureichern. Im Jahre 1978 wurde diese Liste mit Ausgabe 10 in Deutschlands große Comicfachzeitschrift, Die Sprechblase, umgewandelt. Während die Comixene zu dieser frühen Zeit des deutschsprachigen Comic- Fandoms immer mehr dazu überging, wissenschaftlich angehauchte Analysen über Comics zu veröffentlichen, fand man in der Sprechblase vor allem Artikel über Comic-Serien, die die erwachsenen Comic-Sammler in ihrer Jugend konsumiert hatten. Und das waren insbesondere die Serien der 50er und 60er Jahre. Dennoch waren beide Magazine -so unterschiedlich sie auch waren- direkte Konkurrenten. Damals war die Trennung, ja Fragmentierung der Comic-Szene in Special- Interrest- Bereiche noch nicht so weit fortgeschritten und so bedienten beide Magazine zumindest in Teilbereichen die Klientel der Nostalgiker/Sammler und der "ernsthaft" Interessierten, der Leser vermeintlich anspruchsvoller Autorencomics.

Schon zu dieser Zeit war abzusehen, wie tief der Graben zwischen beiden Interessensgruppen war. Dies zeigte sich auch in der herben Kritik der Comixene-Mannen an Hethkes Publikation und der völligen Ignorierung der Comixene seitens der Sprechblase. Auch inhaltlich lagen Welten zwischen beiden Magazinen. Die in der Sprechblase publizierten Artikel wiesen häufig Lücken auf. Tiefgehende inhaltliche Analysen suchte man vergeblich. Checklisten als Hilfe für Komplett-Sammler fand man dagegen häufig. Die News und Rezensionen waren oft unkritisch und blieben in der Darstellung des Inhalts und der technischen Daten eines Produktes stecken. Dennoch traf die Schreibe des Magazins anscheinend genau den Nerv der Sammler und Fans. 1981 wurde die Comixene eingestellt. Die Sprechblase trat aber nicht deren Erbe an. (Das versuchten Comic-Art, Comic-Forum und später auch Stripspiegel, Comic-Welt, Comic! u.v.a.m.)

Das Magazin war zu dieser Zeit einem erheblichen Wandel unterworfen. Hethke hatte die Rechte an den in den 50er und 60er Jahren sehr beliebten Lehning- Comics, v.a. der Comics von Hansrudi Wäscher erwerben können. Diese passten ideal zur Klientel der Sprechblase, die ja hauptsächlich aus nostalgisch interessierten Sammlern bestand. Das Magazin entwickelte sich redaktionell zusehends zum Werbeträger der von Hethke nunmehr sorgfältig edierten Reprints der Lehning-Comics. Der Textanteil der Sprechblase nahm Anfang bis Mitte der 80er Jahre kontinuierlich ab, Hethke versuchte paradoxerweise gleichzeitig neue Zielgruppen zu erschließen, indem er immer mehr Comic-Serien in seinem Magazin veröffentlichte. Dies waren hauptsächlich Conan, der Barbar (von Marvel), Storm (D.Lawrence) und neue Comics aus der Feder von H.R. Wäscher.

Eine Mischung die nicht recht zusammenpassen wollte. Dennoch sah die typische Ausgabe einer Sprechblase über Jahre hinweg etwa so aus: Die 3 oben genannten Comics, ein Artikel, News und Rezensionen sowie die Commode (die Verkaufsliste mit den Nostalgie- Reprints, über mehrere Seiten). Der Untertitel wurde folglich umbenannt in "Deutschlands großes Comic-Magazin". In den 90er Jahren versuchte sich Hethke, um seinen Marktanteil auszubauen, immer wieder mit neuen Lizenzcomics. Im Comicalbensegment wurden von ihm nicht nur Wäscher-Comics, sondern auch frankobelgische (Durango) und englische (Trigan) Autorencomics publiziert. Eine Buchausgabe der EC-Comics sollte folgen.

Bevor Dino ab 1996 zeitweise sehr erfolgreich DC-Comics (Superman, Batman) herausbrachte, war Hethke für wenige Jahre deutscher Lizenznehmer des amerikanischen Comic-Giganten. Diese Veränderungen in der Verlagspolitik fanden jeweils immer eine Entsprechung in der Sprechblase, in der ebenfalls Comics und redaktionelle Beiträge erschienen, die der jeweiligen Neuausrichtung folgten. All diese Versuche waren nicht dauerhaft erfolgreich. Seit etwa Mitte der 90er Jahre widmet sich Hethke mit seiner Sprechblase wieder verstärkt dem nostalgisch orientierten Publikum. Der Textanteil wurde wieder stark erhöht, der Comics-Anteil ging zurück.

Was die inhaltlichen Qualitäten betrifft, ist das Magazin ein Unikum. Verschiedene Autoren mit ganz unterschiedlichen Qualitäten veröffentlichen ihre Beiträge. Dies reicht vom nostalgischen Erlebnisbericht ("...mein erstes Erlebnis mit Sigurd..." (damals war's)), verfasst von Fans und nicht selten in holpriger Schreibe, bis hin zu sauber recherchierten Fachartikeln von Comic- Journalisten, die keinen Vergleich scheuen müssen. Hethke selbst fragt in seinen Editorials schon mal, ob der eine oder andere Leser diese und jene Fernsehsendung aufgezeichnet hat und ihm überspielen könne.

Die Sprechblase ist sowohl inhaltlich als auch stilistisch eine Mischung aus Interessenorgan, PR-Magazin, Fanzine und Fachzeitschrift. H.R. Wäscher, der Zeichnerstar der Nostalgiker wird - allen Ernstes - zum "Meister" verklärt. "Der Meister" ist das Bindeglied zwischen Fans und Verlag. Die News sind redaktionell die schwächste Rubrik: Wenn der Platz nicht reicht, fallen sie schon mal ganz aus. Peter Skodzik, der News- Redakteur, beschränkt sich meist auf eine reine Aufzählung des Titels, Verlags, die technischen Daten und den Preis. Dies ist fast immer deutlich weniger als man den Verlagsprospekten entnehmen kann. Leider sind selbst diese knappen Infos um mehrere Monate veraltet.

Die Sprechblase ist das dienstälteste deutsche Comic- Fachmagazin. Trotz mancher Ungereimtheit kann jedoch auch der an nostalgischen Comics wenig interessierte Leser Gefallen an dem Magazin finden. Für Überraschungen ist das Heft immer wieder gut. Derzeit wird zum Beispiel eine Artikelserie, besser gesagt ein Schlüssellochreport über Kauka veröffentlicht. Nirgends sonst im deutschsprachigen Pressedschungel findet man eine derartige Mischung verschiedener Stile. (fk)



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