Seron (Teil 2)
Seron in Deutschland
Rolf Kauka war seit Mitte/Ende der 60er Jahre massiv dabei, frankobelgische Comic-Serien vor allem aus dem Hause Dupuis in seinen Publikationen einzuführen. So erschien bereits 1970 das erste Minimenschen-Abenteuer in Fix und Foxi (ab 18. Jahrgang Band 31).
Etliche Episoden wurden nach-folgend in den verschiedenen Kauka-Objekten veröffentlicht, bis etwa Mitte/Ende der 70er Jahre der Anteil des Lizenz-Materials in Fix und Foxi immer mehr abnahm und auch die Minimenschen abgesetzt wurden.
Etwas später erschienen bei Bastei einige aufs Taschenbuchformat ummontierte Folgen unter dem Titel "Herbie Huppser".
1987 schließlich begann der Feest-Verlag mit der Veröffentlichung der Serie in einer ansprechend gestalteten Alben-Edition. Auch die frühen Episoden aus den 60er Jahren wurden in einer Klassik-Edition herausgegeben.
Die Zentauren fanden bei Feest ebenfalls eine publizistische Heimat. Nachdem Feest von Ehapa übernommen wurde und sich die Verkäufe verschlechterten, war eine Weiterführung der Serien nicht mehr möglich. Seit 2000 erscheint die deutschsprachige Ausgabe der Minimenschen im Kleinverlag Salleck Publications. Die Minimädchen erscheinen bei BSE, der neuerdings zum Carlsen-Verlag gehört.
Ein Meister der Schule Marcinelle?
Besonders die frühen Episoden der Minimenschen zeichnen sich durch Detailreichtum und die stilistische Nähe zu Franquin aus. Von vielen wird Seron deshalb als dessen würdiger Nachfolger gesehen. Besonders die neueren Episoden des zuverlässigen und enorm produktiven Zeichners enttäuschen jedoch etwas. Bisweilen stereotyp handelnde Figuren und sich wiederholende Ideen lassen erkennen, dass Seron eben nicht die Qualitäten eines Franquin besitzt. Auch die Handlungsstränge der albenlangen Abenteuer sind nicht immer logisch und konsequent aufgebaut. Ein gutes Beispiel hierfür ist der 2000 bei Salleck erschienene Band 37 mit dem Titel "Bingo". Die ersten 15 Seiten des Abenteuers handeln von einem recht heftigen unbeabsichtigten militärischen Angriff der "Großen" auf die Stadt der Minimenschen. Daneben findet der Leser eine recht pubertäre Szene zwischen der Hauptfigur Renaud und einem Mädchen namens Cedille, nach dem Motto "was sich liebt, das neckt sich". Ein erzählerischer Bruch findet ab Seite 16 statt. Da geht es plötzlich um 2 kleine Jungs, die ein durch den Bombenangriff abgeplatztes Stück des Meteoriten mitnehmen um damit in der Stadt der "Großen" Gegenstände schrumpfen lassen. Ein weiterer innerer Zusammenhang zwischen den ersten 15 Seiten und dem Rest des Albums lässt sich kaum finden.
Die Minimenschen gehören dennoch in ihrem Heimatland zu den erfolgreicheren Dupuis-Serien. Gerade für Kinder und Jugendliche sind die Abenteuer spannendes und gutes Lesefutter. Der erwachsene Leser - und an diese Zielgruppe wendet sich die deutsche Alben-Ausgabe - ist mit den recht simplen Geschichten aber unterfordert. (fk)
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