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Special: Spirou

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Problemfall: Ranxerox

Zensur:
Im Visier der
Moralwächter (Teil 1)

Die Indizierungsbegründungen wirken aus heutiger Sicht meist unfreiwillig komisch. Bei der Serie Pecos Bill hieß es etwa in der Begründung: "Insbesondere trifft es zu, daß in diesen Heften die Phantasie des Lesers ruhelos von Kampf zu Kampf gejagt und ungünstig gereizt wird." Ungünstig gereizt reagierten dann auch die Verlage. Es kam schnell zu massiver Selbstzensur. Die Comicverleger gründeten die Freiwillige Selbstkontrolle für Serienbilder (SFS), die die Serien bereits im Vorfeld von bedenklichen Stellen bereinigte. Dazu gehörte bereits das bloße Vorhandensein von Waffen wie Pistolen oder Schwertern. Aber die Zensurmechanismen gingen noch weiter. Dazu der Zeichner Hansrudi Wäscher: "Die Prüfstelle nahm eines Tages daran Anstoß, daß Akim zu lange Haare hatte. Im Verlag hieß es daraufhin: "Herr Wäscher, denken Sie sich irgend etwas aus, damit Akim seine Mähne los wird!" Da war guter Rat teuer. Zum Friseur konnte ich unseren Helden im Dschungel schlecht schicken. Da fiel mir dann eine Taucher-Story ein, in der Akim sich notgedrungen von seinen Locken trennen mußte. Von da ab hatte Akim also einen kurzen Haarschnitt.

Durch die Arbeit der SFS gingen die Comicindizierungen jedenfalls stark zurück. Erst ab 1969 sorgten die Undergroundcomics wieder für verstärkte Aktivitäten der Behörde.

Xoomic-Links:
Der Fall Sonneberg. mehr...

Die Anthologie Radical American Comix wurde ebenso unter den Ladentisch verbannt wie Die Abenteuer der Phoebe-Zeitgeist, eine deftige Parodie auf sex & crime -Klischees. Auch vor längst hoch renommierten Künstlern wie Robert Crumb (Head Comix, Die militanten Panthertanten) oder Richard Corben (U-Comix-Sonderband Nr.3) machte die BPS nicht halt. Auf dem kommerziell ausgerichteten Comicmarkt erhielten ebenfalls wieder gewagtere Darstellungen von Sex und Gewalt Einzug. Der Freibeuter-Verlag wurde mit dem berüchtigten fumetti neri, italienische Horror- und Erotikcomics wie Oltretomba oder Lucifera, zum Dauergast bei der Prüfstelle. Auch der brutalen türkischen Abenteuerserie Tarkan wurde mit einer Dauerindizierung der Garaus gemacht. Das stramm konservative CSU-Mitglied Rudof Stefen, das 1969 seinen Dienst antrat, sorgte trotz des eigentlich liberaleren gesellschaftlichen Klimas, für eine harte Linie. Selbst so harmlose Serien wie Dracula und Frankenstein gerieten mit Einzelausgaben auf die Liste. Die ebenfalls ziemlich unblutige Gruselreihe Vampirella wurde sogar dauerindiziert. Auch unter den zu dieser Zeit beanstandeten Erotikcomics gab es durchaus diskussionswürdige Werke wie die brillant gezeichnete Literaturadaption Die Geschichte der O von Guido Crepax oder der Aufklärungscomic Anne und Hans.

Nicht minder rigoros wurde in den achtziger Jahren indiziert. Auf dem Kioskmarkt gab es allerdings keine Experimente mehr. Hier herrschte wieder strikte Selbstzensur. Für den Buch- und Comicfachhandel bestimmte Erwachsenentitel gerieten dafür immer häufiger ins Visier der BPS. Davon waren neben billigen Pornocomics nach wie vor anspruchsvolle Bände wie Polonius von Tardi, Kalter Krieg von Matthias Schultheiß oder Mutantenwelt von Richard Corben betroffen. Was schließlich völlig unverfängliche Bände wie Borneo Joe oder Die unbestandenen Abenteuer des verfluchten Klempners auf der Liste zu suchen haben, wird wohl ein Geheimnis der Behörde bleiben.

Mehr zum Thema:
Comic: Zensiert
(Xoomic übernimt keine Verantwortung für den Inhalt externer Webseiten)

Derart grobe Fehlentscheidung sind seit 1991, als Elke Monssen-Engberding (FDP) den Vorsitz übernahm, nicht mehr zu verzeichnen. Selbstzensur und fragwürdige BPS-Entscheidungen gibt es aber nach wie vor. Eine Ausgabe der Horrorserie Resident Evil wurde beispielsweise bereits im vorauseilendem Gehorsam vom Verlag zensiert - zumindest, was den Comicteil betrifft. Das Heflt wurde dennoch indiziert, weil im redaktionellen Teil das indizierte Computerspiel Resident Evil II vorgestellt wurde. Die Listenaufnahme von Liberatores brillantem Science-Fiction-Band Ranx 3 zeigt außerdem, daß dem Kunstvorbehalt - trotz aller liberalen Gerichtsentscheidungen immer noch nicht der gebührende Respekt gezollt wird. Nicht vergessen werden darf auch, daß Indizierung zeitlich unbegrenzt in Kraft bleiben. Die unsinnigen Entscheidungen früherer Jahre gelten also nach wie vor. Theoretisch gesehen sind sogar harmlose Fünfziger-Jahre-Titel wie Der kleine Sheriff weiterhin indiziert, obwohl in der Praxis wohl keine Behörde gegen deren Verkauf einschreiten würde.

Fazit: Die BPS stellt weiterhin eine große Gefahr für die Meinungs- und Medienfreiheit dar. Abhilfe kann nur durch die Auflösung der Behörde oder zumindest die ersatzlose Streichung des Werbe- und Versandverbotes geschaffen werden. Jugendschutz kann in einem Rechtsstaat nicht durch Zensur geschaffen werden. (csk)



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