Spirou- Spezial (Teil 5)
Neuanfang mit Fournier
Der Verlag begab sich also auf die Suche nach einem neuen Zeichner, der ebendies ermöglichte, und dem qualitativen Standard gerecht wurde. Hinter den Kulissen entbrannte ein Streit um die Nachfolge. Im Gespräch waren 2 junge und überaus talentierte Nachwuchszeichner. Einerseits Pierre Seron, andererseits Jean Claude Fournier.
Spirou und Fantasio treffen Bizu. © Dupuis/Fournier
Das Rennen machte schließlich Fournier, während Seron seine eigene Serie, Die Minimenschen, entwickelte. Diese war stilistisch eng an den Franquin'schen Stil angelehnt. Die Thematik, daß durch Meteoriten Menschen auf Schlumpf- Größe schrumpfen und diese sich fortan vor den "Großen" verstecken müssen, eröffnete durchaus interessante inhaltliche Spielräume.
Die Serie erscheint auch heute noch regelmäßig mit bisher über 40 Alben. Im Nachhinein ist es als Glück zu bezeichnen, daß Seron nicht den Zuschlag für Spirou bekam. Waren seine ersten Alben noch vielversprechend, so ist seit spätestens Anfang der 70er Jahre festzustellen, daß sich Seron nicht weiterentwickelte und handwerklich zwar saubere, inhaltlich jedoch klischeehafte und platte Massenware ablieferte, die nur dem ersten flüchtigen Eindruck nach dem Idealbild der Schule Marcinelle entsprach.
Ab 1969 übernahm also Fournier die Serie. Dieser debütierte bereits 1967 mit seiner liebevollen und poetischen Serie Bizu im Spirou-Magazin. Seine erste Spirou- Folge, "Le faiseur d´or" (dt.: Die Goldmacher) startete in Nr. 1624. Mit einer Einschränkung mußte er leben: Franquin behielt die Copyright-Rechte an seiner Figur Marsupilami, bot Fournier als Übergangslösung jedoch an, das gelbe Fabeltier in dessen Zeichnungen einzufügen. Dieses Angebot galt jedoch nur für das erste Album und fortan mußte Fournier ohne das Marsupilami auskommen.
Bis 1979 schuf Fournier ein knappes dutzend Alben. Qualitativ konnte er Franquin freilich nie das Wasser reichen, spätestens seit der 1972 veröffentlichten Folge "Tora Torapa" erreichte er dennoch einen beachtlichen Qualitätsstandard, der immerhin deutlich über dem Durchschnitt aller im Spirou- Magazin publizierenden Zeichner lag. Dennoch wurden der Verlag und der Zeichner nie ganz miteinander glücklich. Fournier wollte eigentlich nie rasante Abenteuer zeichnen. Seine Serie Bizu entspricht viel mehr seinen Neigungen. Für den Dupuis- Verlag stand bald fest, daß das Aushängeschild der Zeitschrift, die Serie Spirou, nicht optimal besetzt war. Man erwartete nämlich das Unmögliche: Die Qualitäten eines Franquin und eine Modernisierung der Serie.
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